Dienstag, 9. März 2010

Strelitz und die: Osama-Bin-Ladenhüter

Es gab eine Zeit, da dachte Strelitz, der 11. September hätte der Menschheit wenigstens eine gute Seite gebracht. Es war die Zeit, in der alle Menschen 11. September-Souvenirs haben wollten. Nein, Asche vom Ground Zero verkaufen wie manch anderer, wollte er nicht. Auf ”Teufel komm raus” wurde diese Mischung aus Papier- und Hautfetzen, Beton- und Eisengranulat mit feiner Kerosin-PVC-Note sowie Glaspuder vermarktet und heute sollen mit den Überresten des WTC sogar ganze Einkaufszentren in Kalkutta errichtet worden sein. Nein, so etwas machte Strelitz nicht. Er verkaufte auch keine Fotos von den Twin Towers. Weder solche, die sie vor dem Einsturz zeigten, noch während und schon gar nicht danach. Außerdem konnte man auf letzteren das WTC nicht mehr richtig erkennen.

Was Strelitz verkaufte waren Souvenirs von Osama Bin Laden. T-Shirts, Gummi-masken, einfach nur Turbane und Bärte oder ganze OBL-Puppen. Für den Welthandel konzipiert konnte man für die USA ”Fuck You...” aufdrucken oder in arabischen Ländern Grußbotschaften. Eigentlich hatte Strelitz diese Idee gehabt, als er erste Witze über den 11. September laß wie ”...American Airlines: Wir fliegen sie direkt in ihr Büro...” und aufgegriffen hatte er sie als Harry Bellafontes ”Ba-nana Boat Song” mit neuem Text im Radio lief: ”...Hey Mr. Taliban, hand over Bin Laden.”

Die Geschäfte florierten anfangs recht gut und Strelitz entschloss sich dazu, von jeden eingenommenen Dollar 25 Cent an die Ground-Zero-Found Organisation zu spenden. Doch eines Tages bekam er Post von der Rechtsanwaltskanzlei Backra Al Backra und die gab vor, im Besitz des Copyrights für ein von ihm auf T-Shirts verwendetes Foto von OBL zu sein und man forderte 60 % seiner Einnahmen oder zwangsweise die Genehmigung die Golden Gate Bridge mit einem Kleinflugzeug rammen zu dürfen. Strelitz ignorierte die Post, ließ sie aber drei Tage später noch einmal auf Milzbrand untersuchen, damit, falls Backra Al Backra tatsächlich das Copyright besitzen, wenigstens noch etwas für ihn herauszuholen wäre. Es war natürlich kein Antrax-Erreger in dem Brief.

Dafür erregte er das Interesse des CIA, hauptsächlich wegen Strelitzs geschäftlichen Kontakten in den fernen Osten, das Interesse der Steuerbehörde wegen der regelgerechten Abführung der 25 Cent, das Interesse der Agentur Greenstein & Sons wegen der Benutzung des Gedenkens an die Opfer des 11. September für Werbezwecke unter Einbeziehung der Tatsache, dass 25 Cent pro Dollar abgeführt werden, das Interesse von Linkmatters, Oppendorf & De Cruizer, dem weltweit größten Anwaltsbüro, das die Wahrung der Interessen von Backra Al Backra übernommen hatte und die von Osama Bin Laden selbst, der keine Genehmigung zur Verwendung seines Namens unterschrieben hatte.

Damit war Strelitzs großer Traum vom Segen des 11. September ausgeträumt, bevor er Wirklichkeit werden konnte. Nachdem das CIA von Strelitz die Adresse von OBL bekommen hatte (Hole 44, Tora-Wa-Bora) war deren Interesse zwar schnell erlöscht. Auch Linkmatters & Partner waren gegen Zahlung von Auslagen in fünfstelliger Höhe bereit die Sache auf sich beruhen zu lassen und die Steuerbehörde ermittelte letztendlich zwar drei Jahre lang, konnte aber keine Unregelmäßigkeit feststellen.

Greenstein & Sons dagegen blieben hartnäckig. Erst als Strelitz ihnen 800 grüne T-Shirts und 150 Puppen überlies, waren auch sie bereit die Sache zu vergessen. Das taten sie dann auch recht schnell, denn Strelitz war sich sicher in einem TV-Bericht aus dem West-Jordan-Land seine T-Shirts gesehen zu haben, wie sie von einer Gruppe junger Palestinenser getragen wurden. Man muss dazu wissen, dass er die grünen T-Shirts speziell anfertigen lies und sie noch gar nicht in den regulären Handel gebracht hatte. An den Puppen, dachte Strelitz, versuchen sich derweil ältere Frauen mit Nadeln auf Haiti um im Auftrag der US-Regierung durch Voodoo herauszufinden, ob OBL und Scheich Omar wirklich tot sind. Man kennt das ja aus der arabischen Märchenwelt: Wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute.

Derweil fragt sich Strelitz, ob er seinen Lagerschuppen in Iowa noch weiter gemietet halten soll, bis zum nächsten 11. September-Jahrestag oder ob er seine derzeit immer noch unverkäuflichen Osama Bin Ladenhüter meistbietend versteigert. Greenstein & Sons haben ihm ein entsprechendes Angebot bereits unterbreitet. Natürlich nur im Gedenken an die Opfer.

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