Mittwoch, 10. März 2010

Strelitz findet: Ausschnitte aus einem Brief Gottes

(... an eine Großinquisitor im Jahre 2002)

... auch wenn ich mir nichts vorzuwerfen habe, möchte ich trotzdem zu einigen Dingen Stellung nehmen, die meiner Meinung nach eines Kommentares bedürfen:

1.) DER ‚EINE’ SATZ

"Mein Gott, warum hast Du mich verlassen?" Diesen Satz sprach vor beinahe 2000 Jahren ein erfundener Mensch an seinen erfundenen Vater und wir wissen, was daraus wurde. Alle haben ihn geglaubt (...außer vielleicht einem Apolstel, der etwas völlig anders als 'letzte Worte' postulierte). Er ist gleichsam der Schlüssel für das Verständnis des Prinzips, sich für ein größeres Ziel zu opfern. Und: Hat Gott ihn je verlassen? Nein. Er holte ihn sogar zu sich in seine Sphäre als einen Gleichgestellten. (Interessanter- weise wurde dieses Privileg später auch Petrus zu teil, ohne dass der sich auf irgend ein Dogma festnageln lies oder virtuell gezeugt worden wäre. Aber das ist eines der vielen Mysterien zwischen Himmel und Erde und es soll anderen vorbehalten bleiben, dies aufzulösen. Ich gebe dazu nicht einmal einen winzigkleinen Tipp.)

Die eigentliche Aufgabe desjenigen, von dem man behauptet er sei DER Jesus gewesen, war sich ohne jeden Zweifel hinzugeben. Die Metapher des Vaters, der seinen Sohn opfert ist vorderasiatischen Umfeld Jerusalems weit verbreitet gewesen. Es bedeutet, das größte Opfer zu bringen. Ein Vater opfert seinen -hier sogar den einzigen- Sohn um etwas zu bewirken. Oft probiert, doch selten geglückt und wenn, dann zufällig, gelang es mir hier auf überzeugende Art und Weise: Das Christentum entstand. Das ist die Antwort auf die letzte überlieferte Frage aus Jesus' Mund. Diese und keine andere.

2.) DAS PRINZIP

Eine unbefleckte Empfängnis ist typisch für den biblischen Gott, der in der Bibel meist mehr über sich als mit den Menschen spricht. In der griechischen Mythologie ist es Zeus, der sich in allerlei Gestalt mit verschiedenen Frauen paart; wie unbefleckt diese Zeu(s)gungen sind soll hier dahin gestellt bleiben, ungewöhnlich sind sie alle Mal. Ein Gott kann also nicht 'einfach so' mit Menschen verkehren, Zeugnis ablegen von seiner Existenz. Er muß dies auf möglichst ungewöhnliche Art und Weise machen. Unbefleckt heißt bei Jesus, dass seine Mutter eine reine Weste hat (oder ein Leinenkleid, eine Wolljacke etc.) und/oder behält. Nur das erlaubt es Jesus später der 'reine', der 'gesalbte' zu sein. Wie die Empfängnis wirklich war, das möchte ich hier nicht darlegen. Aber so, wie sie heute in der Bibel steht, ist sie prinzipiell genau richtig wiedergegeben.

3.) DIE FEHLENDE JUGEND DES JESUS

Jesus lernt man in der Bibel als Säugling kennen und dann wieder als Mann an die 30 Jahre alt. Die Zeit der Jugend fehlt ganz, obwohl man aus der Regierungszeit von Caesar Augustus über das Umfeld Jerusalems recht viel weis. Die fehlenden Jahre waren dem biblischen Jesus also entweder peinlich oder sind später verloren gegangen; soweit meine Absichtstheorie. Diese sollte vordergründig die Echtheit der Quellen und die Ehrlichkeit der Neu-Testamentarier stützen. Man hätte so vieles dazu erfinden können, hat es aber nicht gemacht. Jesus als heldenhafter Heranwachsender, der einen anderen Jungen vor dem Ertrinken rettet, Jesus der gerechte Schlichter von Streitfällen und so weiter; es hätte einige Möglichkeiten gegeben. - Alles wurde untergeordnet der wesentlichen Idee.

Natürlich war mir bewusst, dass für die Menschen Fragen blieben. Eine einzige war meine Absicht: Könnte es nicht sein, dass Jesus nichts über seine Kinder- und Jugendzeit gesagt hat, WEIL ER ES NICHT WOLLTE? Seine Apostel erzählen ebenfalls hierüber nichts und auch dies bestätigt diese Version des schweigsamen Jesus. Leider konnte es aber ebenso gut ein Indiz dafür, dass die Gesamtfigur erfunden ist, denn den Grundsatz ‚Die young - Stay forever‘ haben in den letzten Jahrhunderten Johanna von Orleans, Oscar Wilde, James Dean und Buddy Holly mehr oder weniger freiwillig als praktikabel zur Bildung von Legenden belegt. Aber: Er musste doch jung sterben.- Ein müder alter Jesus, der alles vom Leben weiß und nichts mehr erwartet, war für meine Zwecke ungeeignet.

Dass sich so viele Jahrehunderte niemand über die fehlende Jugend des Jesus beschwert hat, belegt, dass meine Entscheidung richtig war.

4.) DAS SYMBOL DES KREUZES

Was ist über das Kreuz nicht alles geschrieben worden. Seinerzeit war es mir lediglich wichtig, keinen Davidstern als Symbol zu haben und auch kein Kreis-Zeichen für “A” und “O” in Form des heutigen Symbols, welches in Zusammenhang mit dem Begiff ‚Anarchie’ an Wände gesprüht wird. Das Wesen Da Vinci bewundere ich, weil es gezeigt hat, dass man mit den Kreis resp. Rad, das Problem wesentlich besser hätte lösen können und vor allem schlüssiger. 'Das' Kreuz ist niemals als Symbol gedacht gewesen, sondern alten Riten geschuldet und die einzige Sache, die so nicht für die Sache vorgesehen war. Aus meiner Sicht ist es zu unsymmetrisch. Ich hatte immer den Stern von Bethlehem bevorzugt und kurze Zeit nicht aufgepasst; da war es schon geschehen. - Es ist eben ein Kreuz!

5.) DIE AUFERSTEHUNG

Auf 'Die Auferstehung' bin ich ein wenig stolz. (M)ein Jesus kann nicht einfach 'so' sterben. Nach der Einführung der unbeflecktem Empfängnis, dem Brimborium um die Geburt, der ganzen Heilungsgeschichte etc. musste am Ende -besser gesagt: Nach dem Ende- noch etwas besonderes kommen. Jeder ahnt es uns wird auch nicht enttäuscht. Aus der Tatsache, dass oft Tote wieder aufstehen -Scheintote- habe ich die Legende gemeiselt. "Fest verschlossen in der Erden liegt der Jesus, totgemacht." Und da soll er natürlich nicht bleiben. Damit später erklärbar ist, warum an nichts, aber auch wirklich gar nichts, erkennbar ist, dass es 'Jesus' gegeben hat -außer den Orten-, wurde die Idee geboren, dass er ohne Rückstände aufersteht und in den Himmel fährt. Vordergründig spektakulär lassen sich doch die meisten Dinge in Zusammenhang mit der Auferstehung leicht erklären als naturwissenschaftliche Phänomene oder Hysteria. Und den Witz, den die Kirche um das angebliche Leichentuch gebaut hat, brauche ich hier nicht weiter zu kommentieren.

FAZIT

Es ist wie bei Jeopardy: Der erfundene Jesus (...und damit ist es jetzt offiziell raus...) zweifelt an Gott vor allem deshalb, weil es um die Frage-Frage auf die Antwort-Frage geht. Und die liegt auf der Hand. "Mein Gott warum hast du mich verlassen?" = 'Wie entstand das Christentum'.

Allen Menschen, die zukünftig leiden mussten für ein größeres Ziel war damit gesagt: Die Erklärung für ihre Leiden lag immer in Gott selbst.

Daran gab es niemals einen Zweifel; wird es niemals einen geben ...

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