Dienstag, 9. März 2010

Die "Ritt nach Kabul" Trilogie

RITT NACH KABUL - Teil 1

Herbst 2001. Strelitz hatte einen Traum. Ihm träumte, er wäre amerikanischer Soldat und die US-Amerikaner hätten ihren Kreuzzug gegen den Weltterrorissmus mit einem Vergeltungsschlag gegen Afghanistan begonnen. Bei Neumond. Amerikaner greifen immer bei Neumond an, das wußte Strelitz. Aber nie genau bei Neumond.

Altägyptisch gesehen ist ein gerade wieder aufgehender Mond positiver als ein schwarzes Loch und ein Angriff nach einer Phase, in der man einen Angriff erwartet hatte und sich wieder etwas entspannte, ist psychologisch gesehen positiver. Menschliche Skrupel? Wo das Übel bekämpft wird? Die Sache war doch wohl eindeutig: "und verschone uns von dem Übel" ... von welchem Übel hier die Rede ist, brauchte keine weitere Erklärung.

Es hatte diesmal etwas länger gedauert bis die Prophezeiungen Nostradamus auch diese Entwicklung hergegeben hatten. Dafür war aber als kleine Entschädigung der Name des meistgesuchten Menschen der Erde aus des Sehers Schriften relativ exakt zusammengesetzt worden: Assman Tali-Bin L'Aden. Auf manche Leute ist eben auch in solchen Situationen verlass, dachte Strelitz.

252 taktische Ziele wurden in dieser Nacht in Afghanistan angegriffen. Klinisch rein und chirurgisch sauber ausgeschaltet. Das üble afghanische Militär hörte in dieser Nacht auf zu existieren; das weniger üble konnte die Macht übernehmen und sich fünf Millonen US-Dollar für die Ergreifung eines einzigen Menschen verdienen. Und man hatte die Menschen befreit, die jahrelang von Talibanesichen Eiferern geknechtet worden waren. Das war übrigens auch der Grund, warum auch andere taktische Ziele im Ta-Libanon angegriffen werden müssen und im Su-Talidan, in Ta-Lybien und im Land der Talestinenser, in Su-Dyrien und im Land von Satan Hussein. All das hat Nostradamus vorhergesehen.

"Neumond ist so dunkel, aber wir können jetzt HELL-sehen." dachte Strelitz, während dem er auf einer weiteren Tom-Cruise-Missile nach Kabul ritt. Irgend jemand hatte auf sie mit Kreide geschrieben: "We are the World".


RITT NACH KABUL - Teil 2

Träume können Schäume sein, dachte sich Strelitz als dösend er auf dem Sofa lag. Bereits im März hatte er sein für Ende Dezember geplantes Rundfunkprojekt aus der Taufe gehoben. "Planet 2001" hieß es und mit Untertitel "Im Dezember / wird es geschehen / und nichts / wird mehr wie vorher sein". Nun war es Mitte Oktober und die Dinge hatten sich tatsächlich geändert, beschleunigt. Alle Menschen auf der Welt wussten inzwischen, dass nichts mehr wie vorher sein würde und auch mit dem Titel "Planet 2001" hatte er in's Schwarze getroffen. Aber um welchen Preis?

Strelitz musste an seine anderen Träume denken, daran, wie er in Kubrik-Cinemascope auf einer Tom-Cruise-Missile nach Kabul geritten war, auf der mit Kreide "We are the World" gekritzelt stand. War dieser Traum Idee seies eigenen Gehirns gewesen oder hatte ihn dabei Baron von Münchhausen assistiert?

Seine digitale Wanduhr mit den integrierten Mondphasen zeigte nun erneut Neumond. "Time to go!" rief eine ihm aus "The Wall" bekannte Stimme zu und wurde ergänzt durch das markante "Big boys don’t cry"-Frauengeflüster von 10 CC. Und schon wieder setzte sich ein Marschflugkörper mit Strelitz in Bewegung; eine Situation, die ihm Dr.-Seltsam-bekannt vor kam.

Was dann geschah faszinierte Strelitz außerordentlich. Je länger er ritt, desto verzerrter wurde die Welt um ihn herum. Fast kam es ihm vor, als ob er durch das Sternentor glitt und zwar nicht Stanleys Sternentor vor Jupiter sondern Arthurs Monolith vor Saturn. Genau, dachte er, die Welt braucht einen Erlöser. Warum nicht als Superbaby in den Bauch der Welt zurückkehren und alles ändern.

"Schon besetzt!" rief ihm Dave Bowman zu und Strelitz dachte, dass "Industrial Light and Magic" vielleicht doch etwas mit dem 11. September zu tun haben könnte; wenn schon nicht gestern, dann aber ganz bestimmt morgen. Jedenfalls saß er wieder auf seinem fliegenden Bombenteppich und ritt nach Kabul. Inzwischen hatte er Festland erreicht. Links von ihm das Zweistromland, die Wiege der Zivilisierten Welt und heute Heimat von Schurken. Rechts davon Afghanistan, das noch schurkerische Schurken beherbergte.

Er flog eine Schleife über Pakistan, bis vor kurzen auch noch ein atomarer Schurkenstaat, nun im Kreis der willigen Freund angekommen, sah in weiter Ferne Russlands Enklaven dicht gedrängt an die Enklaven Chinas - auch alles, mehr oder weniger, Schurken. Jedenfalls bis vor kurzem, nun ebenfalls Freunde. Und weiter ging die Reise über den Iran - kein Kommentar - zurück nach Afghanistan. Strelitz dachte dabei über ein neues Projekt für Endemol nach, weltweit vermarktbar und mit gigantischen Ausschaltquoten; "Gute Schurken, schlechte Schurken" sein Titel. Und schon war er angekomment: er flog über Afghanistan.


RITT NACH KABUL - Teil 3

Was beim ersten Hinschauen Ameisen zu sein schienen, entpuppte sich nun als eine Armee von Elitesoldaten auf der Suche nach dem größtmöglichen Übel. Der gute alte Morgenstern kam Strelitz in den Kopf. Der hatte mal über Schnupfen geklagt und schrieb ein Gedicht, das nun unbedingt einer Aktualisierung bedurfte:

"Die Amis sassen vor den Oasen,
auf daß sie sich ein Opfer fassen,
und stürzen alsbald mit großem Grimm
auf einen arabischen Menschen hin.
Omar Bin Laden erwidert prompt:
Ich bin's nicht - und er entkommt!"

Stefan Raab Niveau, dacht sich Strelitz. In Wirklichkeit ist der Tod niemals lustig. "Unsere Männer haben für diesen Einsatz jahrelang trainiert." hatte schon vor Tagen der amerikanische Generalstabschef gesagt. Aber hatten das die Selbstmordattentäter nicht auch? Und wie kann man einen Menschen, der nicht nur gewillt sondern ehrlich dazu bereit ist, zu sterben, damit Angst einjagen, dass er durch Bomen sterben solle. Vielleicht fühlte der sich dadurch nur noch mehr geehrt? Diese taktische Variante war nun wirklich unterstes Stefan Raab Niveau, fand Strelitz, sozusagen "Comedy Finita Est".

Strelitz sah die Vororte Kabuls näher kommen. Häuserruinen zwischen Menschentrauben; gelbe Päckchen mit der Aufschrift: "Diese Art von Hilfe können sich nur die Menschen der Vereinigten Staaten ausgedacht haben" und daneben ein Schild in Arabisch mit der Aufschrift "Wer nur daran denkt, das vergiftete Fressen der ungläubigen Schweine anzufassen, der wird hingerichtet."

Nun war Strelitz am Ende seiner Träume angekommen. Währenddem sich Tom Cruise seinem Ziel näherte überlegte Stelitz, welche letzten Worte er für die Welt sprechen sollte. Worte mussten es sein, nach denen alle Menschen nicht geschüttelt sondern gerührt sein mussten. Worte wie: "Ein kleiner Tod für einen Menschen, aber ein großer Tod für die Menschheit".

"Schon besetzt!" rief da Bin Ladens Stimme und Strelitz war sich nun absolut sicher, dass "Industrial Light and Magic" am Nine-Eleven beteiligt war. Und wenn heute gestern schon morgen war, dann war es jetzt Zeit um aufzustehen.

Während sich eine viertel Million Dollar genüsslich auf ein schrottreifes Gefährt russischer Bauart stürzten, öffnete Strelitz die Augen und sah seinen 19-Zoll-Monitor an. Bevor er eingeschlafen war hatte er ganze vier Stunden lang "Raid over Kabul" gespielt, das neue Internetspiel der Strategen von der Skywalker Ranch. - Stimmt, dachte er, "Nichts wird mehr wie vorher sein!"

Was die Welt jetzt erleben darf, ist ein Stanley Kubrik Festival, ein synergetischer Mix in Cinemascope mit Elementen aus "A.I.", "Spartakus", "Dr. Seltsam", "Shining", "Clockwork Orange", "Full Metal Jacket" und das alles mit weit geschlossenen Augen.

Wie das Projekt heißen soll? Was für eien blöde Frage, dachte Strelitz. Natürlich "2001 - Odyssee im Welt-Traum" und das Online inklusive HAL 9000 und mit Star-Wars-Spezialeffekten.

Strelitz gönnte Stanley in desem Moment durchaus die Gnade des frühen Todes. Er hoffte jedoch inständigst, dass man David Lynch und nicht Steven Spielberg mit den Nachfolgeprojekten beauftragen würde. Dafür würde er sogar sein rechtes Ohr hergeben.

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