Dienstag, 9. März 2010

Strelitz erklärt sich zu: Zwei Sorten Schnuftabak

Wer hier erwartet, dass ich über zwei Sorten Schnupftabak wie folgt rede: Es gibt im Leben zwei Sorten Schnupftabak, und zwar den ... und den ..., der liegt jett völlig falsch. Es geht mir nur darum, zu erzählen, welche Sorten Schnupftabak ich benutze. Keine Aphorismen, keine Metaphern, keine Hintergedanken. Ich schwöre es!

Zum Schnupftabak hatte ich keinerlei direkten Bezug bis zu meinem 5. Lebensjahr. Da bemerkte ich, dass mein Großvater Schnupftabak nahm. Kein Problem! Wahrscheinlich schnupfen Großväter immerzu. Ich wußte nur das, was man so liest, sieht und hört, zum Beispiel dass die Bayern gerne eine Nase voll nehmen, dass es dort sogar Maschinen gibt, die den Schnupftabak in die Nase schießen und dass Schnupftabak eigentlich etwas für ältere Männer ist. Das prägt! (Heute bin auch ich ein älterer Mann und ich nehme Schnupftabak, aber dass es so ist, gehört zu den ewig unergründlichen Geheimnissen des Lebens).

Also: Schnupftabak war kein Thema für mich, bis ich 23 wurde. Da fing mein Vater an, Schnupftabak zu sich zu nehmen und zwar, weil er immer Schnupfen hatte. Den hatte ich zwar auch aber Schnupftabak nehmen? Nein Danke!

Mein Vater spielte die ganze Palette den Nebenwirkungen des Schnupftabakgenusses durch, das heißt: Niesen bis zum Umfallen, Stofftaschentücher bei sich tragen und, wenn sie nur richtig schön braun sind, dann andere nehmen; sowie nochmals Niesen bis zum Umfallen und reingesaugt in die Nase das ganze und dann Taschentuch raus und Nase geputzt und die bange Frage: Ist noch etwas dringeblieben? Wird es besser? Und wenn nein, dann noch mal das ganze vor vorn. So ging das seinen Lauf und man gewöhnte sich daran.

Ich sagte es schon, auch ich leide unter permanenten Schnupfen. Jeden Tag ist die Nase mehrfach zu reinigen aber es hilft alles nichts. Kurze Zeit später ist sie wieder voll. Also kaufte ich mir mit Ende Zwanzig mein erstes eigenes Döschen Schnupftabak. Pöschels ‚Gletscherprise‘ - Columbia mit Menthol. Den nehme ich auch heute noch gelegentlich in aussichtslosen Fällen, wenn zu dem Perma-Schnupfen noch krankheitsbedingter Schnupfen kommt und meine Frau mich wegen meiner Schlafstörungen ausbürgert.

Und fast zehn Jahre später, als ich Wert auf etwas gehobenere Genüsse legte, da schnupfte ich dann Packards ”Club Stuff”. Schon die Dose ist genial geformt im Stil der 50ger Jahre. Sie ist hell-rotbraun sieht aus wie ein kleines Radio oder Teil eines Tonbandgerätes von Grundig inklusive weißer Schiebetaste. Vorn kommt eine kleine Schublade raus und diese winzige Schublade gibt gerade soviel ”Club Stuff” frei, wie ein Nasenloch braucht. Man nimmt sie in die Hand, schaut sie an und schon fühlt man sich wohl. Und bereits wenn man eine ganz kleine Menge Schnupftabak auf der Hand hat und daran nur vorsichtig riecht, dann spürt die Nase, was sich ihr gleich auftuen wird.

Das sind meine zwei Sorten Schnupftabak. Die kühle Menthol-Note der ”Gletscherprise”, wenn nichts sonst mehr hilft. Und den genialen ”Club Stuff”, wann immer mir danach ist.

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