Donnerstag, 11. März 2010

Strelitz kann: Hell sehen

(Vorwort: Wir schreiben das Jahr 2020 nach Christi Geburt. Ganz Europa ist im kontinentalen TV-Rausch des Multimediakonzerns Murdosconi versunken und amüsiert sich zu Tode. Ganz Europa? Nein. An der Küste des Schwarzen Meeres gibt es eine Enklave, die sich weiterhin gegen die Übermacht des Mediengiganten zu Wehr setzt. In ihren Straßen und Gassen haben sich die letzten Dichter und Denker zurückgezogen, versuchen sich die talentiertesten Handwerker des Wortes im Zusammenspiel mit den geschicktesten Gehirn-Salat-Chirurgen daran, den Ineffizientskoeffizienten der Verblödung in seiner Breitenwirkung zu begrenzen. Dieser Ort ist die letzte Heimstadt des Geistes. Er wurde Philosofia getauft. Dort lebt seit einiger Zeit ein Mensch namens Strelitz.)

Ich kann hell sehen. Meine Erfolgsquote als Kommissar bei der Mordkommission bringt mich nirgend wann um. Früher oder später. Natürlich weiss ich wann; ich kann ja hell sehen.

Die Lottozahlen vom Samstag, inklusive der Superzahl und Spiel 77? Für ich kein Problem. Super 6 gibt es dann am Montag, mit der Sekretärin der Lotto-Toto Zentrale. Den Deutschen Lottoblock behält sie dabei immer fest in ihrer makellosen manikürten, zartrosanen Hand. Und sie kommt dabei natürlich avoll auf ihre Kosten.

Überhaupt: Sämtliche Mädchen, Frauen und/oder Damen, die ich in meinem Leben bisher hatte, bekamen bei mir einen Höhepunkt nach dem anderen. Ich kann jaschließlich hell sehen.

Biedere Handwerksburschen wurden meine willigsten Opfer. Durch meine Hilfe waren sie vor Ort, bevor etwas entzwei ging. Super Geschäftsaussichten.

Ich kann alles hell sehen. Am 10. September schon wußte ich bereits, dass der 11. September kommen würde, denn ich kann hell sehen.

Wozu, von wem, wofür und warum mir diese Gabe verliehen wurde ... ich weiß es seit langem. Und ich weiß auch: Juri Gagarin war nicht der erste Mensch im Weltraum, Neil Armstrong nicht der erste Mann auf dem Mond.

Ich kann hell sehen. Früher konnte ich nur Gedanken lesen; heute ist das anders, heute kann ich hell sehen.

Von mir stammt der Satz: Was kann es schlimmeres geben, als zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort zu sein? Ich weiß natürlich auch darauf die Antwort. Ich kann ja hellsehen.


Aber auch das geht langsam vorbei. Wie alles, was ich ganz hell vor mir sehe.

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