Donnerstag, 11. März 2010

Strelitz und: Der dritte Zwilling

“Was sind das für Menschen, die sich monatelang geheime Briefe schreiben?” - Strelitz grübelte. “Aus welchem Grund tun sie das?”. Strelitz war ratlos. Da wuchs mit einem Mal um ihn herum ein Labyrinth aus dem Boden. “Nicht schlecht Herr Specht”, murmelte er. “Vielleicht sollten wir das nächste Mal vor dem Nachdenken besser nicht vier Mal hintereinander in die Spätvorstellung von 'A. I.' gehen”, sagte seine innere Stimme zu ihm. “Nicht vorher vier Mal hintereinander ...”, ergänzte der dritte Zwilling in seinem Kopf.

“Nun gut”, dachte sich Strelitz. “Irgendwann kommt alles raus, vielleicht auch ein berauschter Strelitz aus einem Labyrinth”. Er schaute sich um. Mit welchem der ihm bekannten Labyrinthe das nun um ihn herum existierende Ähnlichkeit hatte, konnte er nicht sagen. “Welche Labyrinthe kennen wir denn?” - Strelitz, seine innere Stimme und der dritte Zwilling dachten angestrengt nach.

“Na zuerst 'Underground' mit David Bowie in der Hauptrolle”, sagte der dritte Zwilling. “Jim Henson hatte sich damals mit seinen Puppen viel Mühe gegeben”. “Hätte er sich mehr oder weniger Mühe gegeben, wenn er geahnt hätte, dass er nur noch kurze Zeit zu leben hat? Oder war gerade dieser Film Hensons Anti-Aids-Muppets-Show-Therapie gewesen”, ergänzte fragend Strelitzens innere Stimme.

“Darf ich auch einmal etwas bemerken?”, fragte Strelitz. “Also, Nummer 2 ist ein Song von SPLIFF. Nicht der beste - diesen Kampf fechten immer noch 'der rote Hugo' und das 'Duett komplett' aus - aber ein brauchbarer.” Seine innere Stimme und der dritte Zwilling gaben ihm recht. Strelitz dachte weiter: “Labyrinth Nummer 3 ist wohl der Mythos schlechthin: Minotaurus als Hüter des ersten Labyrinths der Literatur. Homer ist, wer darüber lacht!” Seine Kopfbegleiter lachten tatsächlich, obwohl sie definitiv nicht Homer waren; hatten wohl seinen Wortwitz nicht verstanden. Nummer vier in Strelitzs Erinnerungshitparade füllte dann ein versch(r)obenes Brettspiel aus: das Labyrinth der Meister. Darauf waren alle gemeinsam gekommen. “Fehlt jetzt noch die Nummer 5”, sagte der dritte Zwilling. “Was könnte das wohl sein?”, fügte Strelitzens innere Stimme an.

“Ich hab's”, sagte Strelitz. “Was ist mit der Öko-Version des Labyrinths, dem Irrgarten. Exemplarisch fallen mir drei davon ein: Der in Paris - ganz kopflos kann er einen machen, wenn man ihn zu lange aufsucht -, den im Frankfurter Zoo - nichts gegen Kindheitserinnerungen, bitte! - und natürlich die Sparversion davon, der Rosengang bei den Dornburger Schlössern; kaum beachtet in unmittelbarer Nähe der ebenfalls kaum beachteten 'Goethebank'”. “Aber zumindest zwei Menschen hatte er - kaum beachtet - schon einmal kurzzeitig verwirrt“, sagte der dritte Zwilling.

Das Labyrinth um ihn herum hatte nun aber so gar nichts mit den Labyrinthen gemeinsam, die Strelitz und seine Gehirnwäscher sich vorzustellen im Stande waren. Es war biologisch-organisch-glänzend, fast ein Colani-Styling, mit runden weichen Ecken und Windungen. In seiner Mitte befand sich ein Hinweisschild, auf dem zu lesen stand: “Ein Labyrinth schützt, denn es bringt das Gehirn zum Joggen.” Der dritte Zwillig wusste das, sprach es aber weder aus, noch dachte er es laut.

So fand es Strelitz nicht, bevor das Labyrinth ebenso unauffällig wieder verschwand, wie es erschienen war. “Wirklich nicht schlecht gemacht“, dachte Strelitz, ”aber vielleicht sollten wir das nächste Mal vor dem Nachdenken besser nicht vier Mal hintereinander in die Spätvorstellung von 'A. I.' gehen”, sagte seine innere Stimme zu ihm. “Nicht vorher vier Mal hintereinander!”, ergänzte der dritte Zwilling ...

... oder war es das Echo das Labyrinths?

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