Dienstag, 16. März 2010

Strelitz findet alles: Einfach geil!

(introducing: Gretchen)

Ein Hauch von ‚Deutschland sucht den Superstar‘ wehte durch das "Hotel Graf" im Herzen der Kleinstadt: Ein lokaler Musikveranstalter rief auf zum "Rampenfieber-Wettbewerb + Plattenvertrag" und STrelitz war dabei. "Die Leistungen reichen von Katzengejammer bis zu Popstar-Niveau", schätzte Jury-Mitglied Tom Haberle, der Marketingleiter der örtlichen Sparkasse die Lage vorab ein. Tom Haberle stand einst selbst als Musiker auf der Bühne; in den Achtzigern mit seiner Band "Frontal Hamer Sunburst".

Im Gegensatz zum Fernsehen gab es beim diesjährigen "Rampenfieber"-Wettbewerb keinerlei Altersbeschränkung und nicht nur Sänger durften mitmachen, sondern auch Künstler anderer Sparten; Strelitz hatte sich als Dompteur angemeldet. Schlagersänger Roy Schmidt gab sich gegenüber der Lokalpresse geschwätzig: "Im Vorfeld hatten wir fast 100 Bewerbungen, von denen wir ein Fünftel ausgewählt haben". Roy, der mit bürgerlichem Vornamen Robert heißt, hatte mit seiner Agentur "Miete einen Star" den Wettbewerb vor vier Jahren ins Leben gerufen, zu einer Zeit, wie er mehr als oft betont, in der noch niemand beim Fernsehen an Talentshows gedacht habe. "In gewisser Weise", so zitierte ihn etwa das "Güstrower Tagblatt", "hat in Deutschland ja alles mit uns angefangen", was STrelitz durchaus bezeifelte, hatte er in seiner Jugend doch oft den Talentschuppen im Scharz-Weiß-Fernsehen geschaut.

Die Bühne im "Hotel Graf" war übersichtlich und die Juroren achteten durchaus auf die künstlerische Qualität, vor allem in Punkte Kreativität und Eigenleistung. In die Wertung sollten, so Jurymitglied Tom Haberle, nicht nur die Leistung an sich, sondern auch die Erscheinung auf dem Podium, die Publikumswirkung und die Medienwirksamkeit der Darbietungen einfließen, weshalb Strelitzens die Hamsternummer mit dem Todessprung durch das Laufrad und dem Über-Kopf-Hängen am Oberteil des Hamsterkäfigs ersatzlos gestrochen wurde. Nur gut, dass er sich mit einer weiteren Nummer angemeldet hatte.

Besonders anrührig kam übrigens die Darbietung von Angie Böhm an. Angie war nun schon zum fünfzehnten Mal bei einer Castingshow dabei. "Die Musik ist mein Lebenswerk", sagte die 43-Jährige, ansonsten derzeit arbeitslose Sängerin zum Publikum und fügte, effektvoll ein Tränchen verdrückend, dass ihre Eltern ihr einst ein Musikstudium verwehrt hätten. Mit ihrem ersten eigenen Titel, der kongenial für ihre Bemühungen um Erfolg "Tränen der Nacht" hieß, trat sie an - und manche Zuschauer hatten tatsächlich ebensolche in den Augen. - Angies Manager, Lazlo Cléver, der nebenbei auch Vertreter einer großen Badischen Versicherung ist, deren Prospekte er auf den Tischen auslegte, war sich nach Angies Auftritt sicher: "Einmal hat sie zwar kurz gestottert, aber sonst lief es sehr gut. Diesmal klappt es bestimmt mit dem Plattenvertrag."

Dieses Ziel hat Marion Zickerl schon erreicht. Die 17-Jährige gewann den "Rampenfieber"-Wettstreit im vergangenen Jahr, wie Roy Schmidt stolz verkündete. Gerade sei ihre erste CD, produced by Roy Schmidt, auf dem Markt erschienen und die heißt "Frieden in allen Ländern". MarZi, so inzwischen der Künstlername von MArion Zickerl, berichtet dem Publikum nur zu gerne, dass sie mittlerweile sogar bei "Pan", der Band von Roy, eingestiegen sei. Der sei wie ein Vater zu ihr, vor allem, wenn sie für ihn auf der Panflöte spiele. Trotz dieser Erfolge wage sie sich jedoch noch nicht zu einem der Superstar-TV-Castings, sagt MarZi, denn "vor Dieter Bohlen habe ich zu viel Respekt." Deshalb trete sie lieber weiter mit Roy Schmidt auf als Duo "MarZi & Pan".

Dann kam STrelitz mit seinem dressierten Dalmatine namens Gretchen. Gretchen schlief uf Kommando auf der Bühne ein und lies sich auch duch gutes Zureden der Jury nicht von der Bühne. Strelitz sagte mit resignierendem Unterton, dass er da machtlos sei, denn wenn Gretchen erst einmal schlafe, dann könnten sie keine zehn Pferde wecken, was das Publikum mit Grölen und Applaus feierte, der sich ins Frenetische steigerte, als die Jury mehrfach erfolglos versuchte, den Dalmatine von der bÜhne zu zerren. In ihrem Schlaf fletschte Gretchen die Zähne und kralle sich am Bühnen bodne fest. Erst als man Strelitz und Gretchen den Sonderpreis der Jury versprach, wachte der Hund mit einem Mal auf, schüttelte sich, trabte dann frohgelaunt von der Bühne und das "Ramnpenfieber" konnte weitergehen.

Dieses Mal fiel der Hauptpreis der Jury, welcher neben Roy Schmidt, Tom Haberle und MarZi noch der Hotelchef und Ausrichter Udo Graf angehörte, erneut auf ein junges Mädchen: Katleen Törner, gefährliche 15, aus einem Örtchen in der Nähe von Görlitz gewann den fünften "Rampenfieber"-Talentwettbewerb. Seit vier Jahren würde sie, wie sie stolz verkündete, regelmäßig Gesangsunterricht nehmen und sowas zahle sich, neben ihrem "griffigen Namen" (so Roy Schmidt, der die Begründung der Jury verlaß), nun also aus.

Die "Stimmungs-Kanone" als Trophäe für nicht singende Künstler, verteidigten die Sieger des Vorjahres: Die Showtanz-Gruppe "InTuneStudio 32" aus der Nähe von Bretten bei Karlsruhe, wo übrigens Roy Schmidt geboren ist. "Die Entscheidung war sehr eng", sagte Juror Tom Haberle dem Publikum, der sich trotz seiner Funktion nicht gerne mit Bohlen vergleichen lässt. Knapp hinter den Siegern landete die lokale Tanzgruppe "Daniel plus Sahne", die mit einem bebrillten Vortänzer glänzte und damit in der Gunst des Publikums weit vorn lag. Sie räumten am Ende auch den Publikums-Sonderpreis ab: Einen Auftritt als Vorprogramm der Silvestergala von Roy Schmidt. "Einfach geil", fand Strelitz den Sonderpreis für sich und Gretchen: einen Fleisch- & Wurstgutschein der Fleischerei Insterburg, seit 1876 eine der führenden Fleischereien in Mecklenburg.

Einzig Angie Böhm gewann gar keinen Preis udn wurde von Tom Haberle getröstet. "Du schaffst es beim nächsten Mal ganz bestimmt", sagte er zu Angie und deren Tränen waren dieses Mal ganz echt. Und er muss es ja schließlich wissen, hat er doch über seinen Sparkassenjob hinaus durchaus Ahnung vom Musikbusiness und ist wahrlich kein Unbekannter in der Szene, denn schon lange bevor die Talentshow "Rampenfieber" eingeführt wurde e, war Haberle unter seinem früheren Künstlernamen Chef der härtesten Softrockband der Welt. - Und wer kennt sie nicht, die auch heute noch härteste Softrockband der Welt: "Steve Mütterchen und die Libellen."

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