Donnerstag, 11. März 2010

Strelitz ist: Undercover bei BIG BROTHER

Ein Jahr kann ganz schön lang sein, dachte sich Strelitz, rief die Eisheiligen zu sich und wusste, dass sie die Laufzeit der jährlichen BIG BROTHER Show auf RTL II drastisch verkürzen würden. Schließlich lebten Mamertus, Pankratius, Servatius und Bonifatius immer noch in ihrem Baumhaus in der Nähe von Witten und brachten so die Containertauglichkeit von Natur aus mit. Hinzu kam die Lust, ihre Mitmenschen gründlich zu ärgern. Das waren ideale Voraussetzungen für Strelitzens Plan: Möglichst kurz sollte die diesjährige BIG BROTHER Zeit werden und möglichst lustig.

Um eine Million Euro Prämie ging es dieses Mal und da hatte RTL II ungefragt professionelle Unterstützung durch Strelitz verdient. Als die vier gestrengen Herren bei ihm erschienen, hatten sie Sophie gleich mitgebracht. Ein eiskaltes Containerluder kann nicht schaden, meinte Pankratius und da hatte er wohl recht. Bevor Sophie ihre Containerspielchen beginnen durfte, musste sie aber erst noch schnell ein Tatoo-Studio aufsuchen; die Kosten für die containerpflichtige Körperverschönerung streckte ihr Strelitz als Investition vor, rückzahlbar bei Entgegennahme des Gewinnes. Servatius und Pankratius ließen sich derweil bei einem Berliner Starfriseur eine Glatze scheren. Dies war aus zweierlei Gründen wichtig, denn zum Einen war Glatzentragen inzwischen kein Privileg von Skinheads mehr sondern Pflicht für junge Containerinsassen und zum Anderen konnten beide später eifersüchtig im Fernsehen davon berichten, "etwas" mit dem "berliner Starfriseur, dessen Namen ich nicht nennen darf" gehabt zu haben, dazu noch zur gleichen Zeit und ohne etwas davon gewusst zu haben. "Also sooowas!!!" ... Strelitzs Intrigencoaching leistete ganze Arbeit. Am Ende gaben Mamertus und Bonifatius übrigens tatsächlich zu, dass sie manchen Tipp von Strelitz noch gar nicht gekannt zu haben - zum Beispiel im BIG BROTHER Container den Inhalt eine Shampooflasche gegen Enthaarungsmittel auszutauschen.

Am 1. März ging es los. Zu diesem Zeitpunkt war es jedoch nur Mamertus gelungen ins Spiel zu kommen und zwar dank seines wehenden Haupthaares als Chef der Survivor. Die anderen waren beim Casting von ENDEMOL schlichtweg durchgefallen. Strelitz versuchte zu analysieren, woran das gelegen haben könnte. Nur Pankratius wurde als Nachrückekandidat ins Kandidaten-Exil geschickt, wartete dort auf seinen Einsatz und hatte daher absolut nichts damit zu tun, dass es für die Medien im Container plötzlich eine "Herzlos-Mutter" gab. Als der erste normale Kandidat aufgab, rückte Pankratius ins Haus auf und begann sofort mit Mamertus die auftragsgemäßen Lästerattacken. Nach nur zwei Wochen hatten beide die Mitbewohner so stark in Rage gebracht, Gerüchte, Neid und Missgunst gesät, dass die BILD-Zeitung titeln musste: “Meuterei bei BIG BROTHER - Schreie, Tränen, Massenflucht.”

Die hübsche Elisabeth war es, die den nächsten Eklat verursachte, da sie sich von ihren Mitbewohnern missverstanden fühlte, weil “Alle denken, ich sei eine Lügnerin.” Das war sie natürlich auch, aber Mamertus und Pankratius hatten durch Aufdeckung einiger schamloser Taten den Container-Affen ordentlich Zucker gegeben. ENDEMOL, die roduktionsfirma war vor allem eines: Machtlos. “Entgleitet den Machern die Kontrolle über den BIG BROTHER-Container?” skandierte erneut die BILD-Zeitung, aber Strelitz lächelte weise, legte seine Akte “Die Lügnerin” neben das “Herzlos”-Dossier in seinen Safe und wusste, dass der Höhepunkt des Spiels erst noch kommen würde.

Ein Jahr sollten die Kandidaten in ihrem TV-Gefängnis bleiben, dem Sieger winkten dafür eine Million Euro Prämie. Doch schon nach gut eineinhalb Monaten lagen die Nerven bei allen blank. Ständige neue Provokationen schreckten selbst die hartgesottenen TV-Produzenten auf, die sich fragten: weshalb war auf keinem Videoband zu sehen, wer in der Nacht im Reichen-Bereich das Schild “Alle haben kein Geld, nur wir nicht” angebracht hatte? Und wer steckte hinter der gehackten Internetseite: “Tom und Jerry: Sex-Orgie live im TV! Klicken Sie hier...”, die man in Windeseile vom Server nehmen musste, weil hier die kamerafreie "Stille Stunde" zu sehen war, die ganz offensichtlich nich so still war, wie die FSK es sich gerne gwünscht hätte. Und nun gingen ENDEMOL und RTL II auch noch die Nachrückekandidaten aus. Der große Bruder überlegte kurz und machte dann den entscheidenden Fehler: Die beim Casting von ENDEMOL zuvor durchgefallen Kandidaten wurden rekrutiert.

Und so klingelte das Telefon endlich auch bei Servatius, Bonifatius und Sophie. Strelitz wünschte den Dreien viel Glück und zog sich mit einem inneren Gefühl der Genugtuung in seine Kontrollstelle zurück. Und tatsächlich lief alles nach Plan. Nur sieben Wochen nach dem Start wurde die aktuelle BIG BROTHER Staffel abgebrochen, die Prämie von einer Million Euro zu 70 % auf die letzten fünf Kandidaten aufgeteilt (dies waren Strelitzes Eisheilige) und mit dem Rest des Geldes die Schäden am BIG BROTHER Haus in Köln-Hürth behoben. Schließlich war es Bonifatius und Pankratius nicht nachzuweisen gewesen, dass sie für den Funkenflug verantwortlich waren, der vom Lagerfeuer des Survivor-Bereiches kommend die Luxuswohnung der Reichen in Brand gesteckt hatte. Und Servatius schwor, die im Whirlpool ausgesetzten Piranhas Hanni und Nanni, denen tragischerweise zwei andere Container Insassen zum Opfer gefallen waren, noch nie zuvor in seinem Leben gesehen zu haben. Auch mit dem Abschalten der Übertragungsleitungen durch de Landesmedienanstalt angesichts des vierstündigen Bemühens eines aus Köthen stammemden Insassen, mit Sophie vor laufenden Kameras das erste Container-Kind zu zeugen, hatte niemand aus dem BIG BROTHER Haus etwas zu tun, was ja auch kein Wunder war, denn aufgrund von ungeklärten Pannen war ENDEMOL selbst nicht die Abschaltung gelungen. Porno-Hans flog zwar aus dem Haus, aber Sophie, die sich lauthals als Opfer einer Vergewaltigung ausgab, durfte bleiben.

Strelitz selbst war aber vor allem von Mamertus gerührt, der schamlos trotz des BIG BROTHER eigenen Kommunikationsverbotes mit Buschtrommeln und Brieftauben Kontakt zu Strelitz hielt. RTL II versuchte mehrmals, dies zu unterbinden, konnte es aber nicht, da Mamertus schon beim Casting "Trommeln und Taubenzüchten" als seine Lieblingshobbys angegeben hatte. Und wenn die Tiere eben so anhänglich sind und freiwillig auf ihn fliegen, da kann man nichts machen, sagte der Richter zu den Fernsehbossen von RTL II. Daraufhin brachen sie dann die Containerschow ab. Es ist eben schon immer etwas schwierig gewesen eine "Welt am Draht" am Leben zu erhalten, wenn noch weiter oben jemand die Strippen zieht.

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