Dienstag, 9. März 2010

Auf "warum" gibt es keine Antwort

Strelitz zog es die Beine weg als er es im "Tagesspiegel" laß: "ThoBra ist tot!"

Gefasster versuchte es Karaseks Blättchen zu vermitteln: "Der Dichter, Dramatiker und Filmemacher Thomas Brasch ist am 3. November in Berlin im Alter von 56 Jahren gestorben (Nachruf in einem Teil unserer Auflage auf Seite 26). Mit freundlicher Genehmigung des Suhrkamp Verlages drucken wir drei Gedichte aus Braschs Sammlung "Kargo" (zuerst 1977) und dem Gedichtband "Der schöne 27. September" (1980)."

Wie oft hatte Strelitz Braschs "Schlaflied" gelesen: "Nacht oder Tag oder jetzt / Will ich bei dir liegen / Vom schlimmsten Frieden gehetzt / Zwischen zwei Kriegen / Ich oder wir oder du / Denken ohne Gedanken / Schließ deine Augen zu / Siehst Du die Städte schwanken / In den Traum oder Tod oder Schlaf / Komm in den Steingarten / wo ich dich nie traf / will ich jetzt auf dich warten".

Schönere Todesverse hatte es für Strelitz niemals gegeben. Und jetzt laß er sie im "Tagesspiegel" und ThoBra war tot.

Wen interessierte es da noch, was in einem Teil der Auflage auf Seite 26 zu lesen stand? Läßt sich ein Leben darauf reduzieren, dass Thomas der Lebensgefährte von Katharina Thalbach war, dass sein Vater (einst in der DDR erster stellvertretender Minister für Kultur) 1968 wegen ihm den Posten verlor, er selbst exmatrikuliert wurde, 27 Monate politisch einsaß, ihm ein Arbeitsplatz als Fräser zugewiesen wurde und er trotzdem Meisterwerke vollbrachte, wie "Macht - Liebe - Tod", "Held der Arbeit", "Lovely Rita", den "Mädchenmörder Bruhnke", "Rotter" oder "Vor den Vätern sterben die Söhne"?

ThoBra starb an Herzversagen, dies in einer Zeit kriegerischer, rassistischer und ideologischer Gewalt, die er kommentierte wie kaum ein anderer Deutscher.

Deswegen zog es Strelitz die Beine weg. Und es war ihm egal ob das eine Landmine tat oder Thomas Braschs Tod. Und doch gab es Hoffnung für die Welt. "Wo ich dich nie traf / will ich jetzt auf dich warten". - Strelitz fand, dass es ThoBra noch relativ gut getroffen hatte: Herzversagen. Aber er war halt manchmal ein pietätloses Arschloch!

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