Dienstag, 16. März 2010

Strelitz begleitet HRK 2003: (3) Dabeisein ist alles

16. Mai 2003: „Alter!“ sagte Strelitz, als er sich seine Schuhe anschaute. „Ego!“ rief es aus Richtung seiner Füße zurück. Es war das erste Mal, dass seine Schuhe zu ihm sprachen. Und das auch noch in diesem merkwürdigen Baumhaus, das seine Freunde Mamertus, Pankratius, Servatus und Bonifaius in Witten zusammen mit der kalten Sophie bewohnten. [...]

Am Eingang wartete ein Mitglied des Sicherheitskommandos, welches sich bereits via Internet bei Strelitz zwecks dessen Enttarnung angekündigt hatte, mit der Frage: "Haben Sie einen Fotoapparat dabei?" Eine Frage, die alle fünf mit einem entrüsteten "Nein!" beantworteten, denn die mehrfach ausgezeichnete 'Nikon D1X' -eine hochauflösende digitale SLR-Computerkamera mit einer effektiven Auflösung von 5,33 Megapixeln- konnte man beim besten Willen nicht als 'Fotoapparat' bezeichnen. Das Risiko, dass der Nikon-Systemchip wegen einer solchen Entwürdigung beleidigt den Dienst quittieren würde, war einfach zu groß. "Na dann..." sprach der gute Mann und widmete sich wieder seiner Suche nach Strelitz.

Drinnen waren vorerst noch nicht so viele Kunze-Fans, was sich aber im Laufe des Abends ändern sollte. Pünktlich um 21 Uhr betrat der Kommissar mit seinen vier Assistenten die Bühne, nur Rehbein wurde schmerzlich vermisst, was aber durchaus seinen Grund haben sollte, denn "Ich hasse Dich" verzeiht einem keine Frau so schnell - selbst, wenn es die eigene sein sollte.

Das Konzert lief gut, der Sound war von Anfang an hervorragend und nur ein einziges Mal funktionierte die Kunze-Maschine nicht ganz fehlerfrei und zwar dann als Heinz seine berühmte 'Richter Skala'-Publikums-Kopfwaschung "...aber Ihr habt sie ja nicht gekauft..." inszenierte, das Publikum im Chor "WIR SIND DOCH NICHT BLÖD!" schrie und Heinz voreilig mit "Na - Ihr vielleicht schon..." konterte. Aber er entschuldigte sich schnell und sang "...manchmal tun mir meine Worte, meine Texte furchtbar weh und leid." Die anwesenden Wunderkinder nebst ihren Enkeln dankten es ihm und skandierten: "Noch eins, Heinz!". Derart angespornt spielten Kunze und Verstärkung diesmal bis 23 Uhr 45 und wurden danach von Fans des FC Rot-Weiß Erfurt in Sänften drei Mal um das Gewerkschaftshaus getragen. Das war vor allem einem Lied zu verdanken, das Heinz in patriotischem Gehorsam dem lokalen Fußballklub gewidmet hatte. Die gewannen tags darauf ihr Spiel in Wehen zwar nicht, dafür bekamen die Wehener Fans aber ein wahres Natur-Schauspiel geboten: Die Erfurter Schlachtenbummler verprügelten sich unter Absingen von "Wozu Feinde, wenn man sich selber hat" untereinander.

Nachdem Strelitz jedem seiner Freunde anlässlich seiner vierten Nicht-Enttarnung noch für 5,-- Euro ein 'Kunze'-Zippo gekauft hatte (und für die kalte Sophie sogar zwei) verließen er und seine Eisheiligen befriedigt das "Rückenwind"-Konzert und verabredeten sich dieses Mal schon für den kommenden Herbst, wenn die Tour in die Verlängerung gehen würde. Falls dann das Sicherheitskommando am Eingang des Erfurter Gewerkschaftshauses wieder so zuvorkommend war wie dieses Mal, könnten sie noch ein mal 512 MB Fotos machen. Am Hotel "Excelsior" sorgten Servatius und Mamertus noch schnell für die nötige Frische, damit die Musiker später problemlos regenerieren konnten; dann trennten sie sich.

Strelitz lief zum Bahnhof, nahm die letzte Regionalbahn Richtung Osten und zog zuhause die gecoverten Schuhe aus. Bis Hamburg mussten sie nun ohne ihn auskommen.

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